Einstellungen zu Schweinefleisch von Immunokastraten und Wahrnehmung durch den Verbraucher (EIP)

Die aktuell praktizierte betäubungslose Kastration von Eberferkel wird laut Tierschutzgesetz ab 2021 nicht mehr erlaubt sein. Folgende Alternativen stehen der Branche aktuell zur Verfügung:

  • Jungebermast
  • chirurgische Kastration unter Injektions- bzw. Inhalationsnarkose
  • Immunokastration.

Jede dieser Methoden hat Vor- und Nachteile, die Immunokastration scheint jedoch aus Sicht des Tier- und des Verbraucherschutzes eine vernünftige Alternative zu sein. Die Jungeber müssen lediglich geimpft werden, auf den chirurgischen Eingriff kann verzichtet werden. Die Impfung führt dazu, dass die Bildung von Geschlechtshormonen und Ebergeruch durch körpereigene Antikörper unterdrückt wird. Hierdurch werden auch ebertypischen Verhaltensweisen (Aufreiten, Kämpfen, Penisbeissen) im Vergleich zur Jungebermast deutlich reduziert. Zudem ist die Verarbeitungsqualität des Fleisches im Vergleich zu Jungebern besser und ähnlich der heutigen Standardqualität.

Die Immunkastration verhindert also, dass           

  1. vermehrt geruchsbelastetes Schweinefleisch auf den Markt kommt,
  2. Eber sich im Stall gegenseitigen verletzen und
  3. die Verarbeitungseigenschaften von Schweinefleisch negativ verändern.

Aktuell stehen der Immunokastration entgegen, dass die Impfung für Mäster mit einem Mehraufwand verbunden ist und seitens der Landwirtschaft und des Handels die Sorge im Vordergrund steht, dass die Verbraucher aufgrund unberechtigter Ängste vor Rückständen und Nebenwirkungen, das Fleisch von Immunokastraten nicht akzeptiert wird und es dadurch zu einem Einbruch im Absatz von Schweinefleisch und zu sinkenden Preisen kommen könnte.

Unsere Ziele

Die berechtigte Kritik an der betäubungslose Kastration erfordert möglichst rasche Alternativen zum bisher praktizierten Verfahren. Der lange favorisierte Königsweg Ebermast stellt sich zunehmend als problembehaftet dar, da Tier- und Verbraucherschutz noch nicht gewährleistet sind und massive neue Probleme auftreten. Züchterische Ansätze brauchen noch wesentlich mehr Zeit als erwartet. Die Immunokastration ist eine sofort verfügbare Alternative, die sowohl dem Tier- als auch dem Verbraucherschutz gerecht wird. Das Projekt zielt darauf ab, die mit der Immunokastration verbundenen Ängste und Probleme der verschiedene Stakeholder zu Identifizieren, aber auch Vorurteile zu erfassen und eine geeignete Kommunikationsstrategie gegenüber der Landwirtschaft, dem Handel und den Verbrauchern zu entwickeln. Ziele der Kommunikation ist der Abbau von Vorurteilen und unberechtigten Ängsten durch wissenschaftsbasierte Information, denn nur so kann eine Akzeptanz erreicht werden, was die Voraussetzung für eine erfolgreiche Markteinführung des Fleisches von Immunokastraten ist.

Eine von allen Stakeholdern akzeptierte Alternative ist zwingende Voraussetzung zum Verzicht auf die chirurgische Kastration in der Schweinefleischerzeugung. Die Alternative  ist notwendig, weil die Jungebermast nach unserer Erfahrung flächendeckend nur sehr schwer umsetzbar sein wird. Daher brauchen wir rasch eine für die Landwirtschaft und die Verarbeitung sinnvolle Alternative, die dem Tierschutz und dem Verbraucherschutz  gleichermaßen gerecht wird.